Wenn ein Drittel der jährlichen Verkehrsunfälle in Deutschland auf das Konto von Tagesmüdigkeit gehen, dann wird klar, dass wir es hier mit einem Problem zu tun haben, das Massen betrifft. Und tatsächlich, zwölf Millionen Deutsche leiden unter Tagesmüdigkeit, was nicht nur ihre individuelle Lebensqualität beeinträchtigt, sondern auch zu einem Risiko für andere wird. Die Betroffenen werden plötzlich von einer Müdigkeit übermannt und selbst wenn sie dagegen ankämpfen, fallen ihnen ungewollt die Augen zu.
Dabei wird in der Schlafmedizin zwischen den Begriffen Müdigkeit und Schläfrigkeit unterschieden. Müdigkeit äußert sich in einem Energiemangel und körperlicher wie geistiger Erschöpfung. Die Betroffenen fühlen sich häufig antriebslos und desinteressiert. Die Ursachen sind vielfältig. Sie können beispielsweise in einer Schlafstörung, körperlicher oder geistiger Anstrengung, zu wenig Erholung oder aber in einer Viruserkrankung liegen. Zudem finden die an ihr Leidenden keine Linderung durch ein Mehr an Schlaf. Demgegenüber bezeichnen Schlafforscher eine Person als schläfrig, die gegen das Einschlafen ankämpfen muss. So wie der Kollege, der im Meeting kurz eingenickt ist.
Tagesmüdigkeit kann in allen Altersklassen, auch bei Kindern und Jugendlichen, vorkommen. Die Ursachen sind vielfältig und müssen nicht unbedingt auf eine Schlafstörung hinweisen. Die einfachste Erklärung liegt darin, dass der oder die Betroffene in der Nacht zuvor nicht genügend geschlafen hat. Die Tagesmüdigkeit ist dann eine zwangsläufige Reaktion, der man allerdings mit einfachen Mitteln begegnen kann. Ratschlag Nummer eins: Mehr Schlaf in der nächsten Nacht. Gleichzeitig sollte dafür gesorgt werden, dass die Raumtemperatur nicht zu warm ist. Es ist jedoch wichtig, kurze Nächte nicht zur Dauerlösung werden zu lassen, da Schlafentzug nicht nur Tagesmüdigkeit befördert, sondern auf Dauer auch krank machen kann. Zu den häufigsten Auslösern von Tagesmüdigkeit aufgrund von zu wenig Schlaf gehört die Schichtarbeit. Hier wird der Schlafrhythmus immer wieder geändert, was nicht von jedem Organismus einfach weggesteckt wird. Ähnlich verhält es sich bei einem abrupten Zeitzonen-Wechsel, der auch unter dem Begriff „Jet Lag“ bekannt ist und dessen Folgen jeder Langstreckenflieger wohl kennt. Auch die Genussmittel Alkohol, Nikotin oder Koffein können für zu wenig Schlaf sorgen und somit Tagesmüdigkeit verursachen. Gleiches gilt für den Konsumvon Drogen.
Wer jedoch genug schläft und dennoch unter Tagesmüdigkeit leidet, sollte sich von einem Arzt untersuchen lassen, ob eine Krankheit die Ursache ist. Nicht selten steckt eine Schlafapnoe oder das Restless Leg Syndrom dahinter. Die Schlafapnoe kann sich hinter dem meist harmlosen Schnarchen verbergen. Sie äußert sich durch immer wieder auftretende Atemaussetzer von mindestens zehn Sekunden während der Nachtruhe. Dabei registriert das Gehirn den durch die Atemstillstände ausgelösten Sauerstoffmangel und initiiert eine Weckreaktion. So wird die Luftdurchgängigkeit wieder hergestellt, ein tiefer Schlaf jedoch verhindert. Wiederholt sich das mehrmals während der Nacht, ist die Leistungsfähigkeit am Folgetag aufgrund der Müdigkeit stark eingeschränkt. Häufig bleibt eine Schlafapnoe unentdeckt, da den Betroffenen die Atemaussetzer nicht bewusst werden. Die Folgen können verheerend sein, vor allem wenn es durch den unerholsamen Schlaf zum Sekundenschlaf im Straßenverkehr oder beim Bedienen von Maschinen kommt. Auch Bluthochdruck, Herzversagen sowie Herz- und Schlaganfälle können durch eine Schlafapnoe verursacht werden.
Das Restless-Legs-Syndrom zählt zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen, von der in Deutschland ca. 5-10% betroffen sind. Dabei leiden die Patienten unter einem starken Bewegungsdrang und Missempfindungen in den Beinen, sobald sie sitzen oder liegen. Als Folge dessen müssen sie beispielsweise auch während der Nacht so lange herumlaufen, bis sie vor Erschöpfung einschlafen. Die Beinbewegungen gehen dabei allerdings auch im Schlaf weiter, sodass kaum an einen erholsamen Schlaf zu denken ist. Eine Linderung versprechen meist Medikamente, daher ist der Gang zum Arzt unerlässlich.
Eine besondere Form der Tagesschläfrigkeit ist die sehr seltene Narkolepsie. Dabei handelt es sich um eine nicht heilbare neurologische Erkrankung, bei der der Schlaf-Wach-Rhythmus gestört ist. Schätzungen nach liegt die Zahl der Betroffenen in Deutschland bei ca. 40.000, allerdings wird von einer recht hohen Dunkelziffer ausgegangen. Wer unter Narkolepsie leidet, schläft plötzlich und ohne Vorwarnung ein. Das kann im Gespräch, beim Laufen oder auch während des Essens passieren. Die Diagnose ist schwierig und kann mehrere Jahre dauern. Wem Tagesmüdigkeit zusetzt, der sollte klären, ob die persönliche Schlafdauer ausreichend ist. Kann das als Ursache ausgeschlossen werden, ist ärztlicher Rat zu empfehlen. Nur so kann geklärt werden, ob eine krankhafte Schlafstörung vorliegt, um im Anschluss eine zielgerichtete Behandlung einzuleiten. Für einen besseren Schlaf und damit eine verbesserte Lebensqualität.
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